Emmentaler reverse

Die wichtigste Erkenntnis aus meiner Forschung in einem Satz zusammengefasst? „Ausstellungen sind krass fragmentarisch.“ Emmentaler, aber reverse: viele Löcher mit wenig Käse. Zwischen Vitrine und Vitrine, Objekt und Objekt, Objekt und Text, Raum und Raum – Lücken. Zwischen lesen, hören, nachdenken, sich unterhalten, betrachten – Brüche.

Wenn man Geschichten als „Sinnzusammenhänge“ (großartige Definition!) versteht, sind die Bedeutungsteppiche in Ausstellungen locker gewebt. Immer. Das Medium Film kann beides: ineinanderfließende Bildfolgen und unverknüpft aufeinanderfolgende Szenen. Das Medium Ausstellung ist störrischer.  Von Natur aus. Die Dinge (!) stehen eher neben- als miteinander.

Eigentlich nichts Neues. Aber meiner Beobachtung nach wird dieser Punkt immer noch zu wenig berücksichtigt.

Ein Grund ist, dass wir Ausstellungsmacher:innen in die Themen tief eingearbeitet sind und unsere Werke in- und auswendig kennen. Deshalb stellen wir Verknüpfungen mit Leichtigkeit her. Wir wissen: ein bestimmtes Objekt in Raum 1 kann und sollte mit diesen und jenen Informationen in den folgenden Räumen verbunden werden. Fehlende Informationen ergänzen wir unbewusst.

Das erschwert unseren Blick darauf, wie immens die Herausforderung für Besucher:innen ist, diese Verknüpfungen ebenfalls herzustellen. Nicht nur, weil für viele von ihnen die Inhalte neu sind. Sondern auch, weil sie nicht wissen können, welche Informationen in den anderen Räumen auf sie warten. Und wenn sie dort angekommen sind, haben sie oft nicht mehr präsent, was sie zuvor bereits gesehen oder gelesen oder gehört haben.

Wir sehen den Käse, das Publikum die Löcher.