Wenn man mich fragen würde, sag, Ariane, was wäre die eine Erkenntnis, die du uns unbedingt mitgeben möchtest, wenn es um das Geschichtenerzählen im Museum geht? Nicht eine Sekunde lang würde ich zögern und antworten: dass man Geschichten nur auf Augenhöhe erzählen kann.
Klar, du kannst es auch anders versuchen, dich aufplustern und großmachen oder versuchen, möglichst intelligent zu schauen und klug zu klingen. Aber sehr wahrscheinlich werden deine Zuhörer:innen die Beine in die Hand nehmen oder auf Durchzug schalten. Sie werden vor dir sitzen wie Schwimmtiere, aus denen langsam, aber sicher die Luft entweicht.
Wir Kurator:innen verschwinden, wenn die Ausstellung fertiggestellt ist, von der Bühne, wie Werner Hanak es nennt. Deshalb sehen wir den glasigen Blick unserer Besucher:innen nicht, wenn sie Texte lesen, die versuchen, ihnen etwas beizubringen. Geschichten dozieren nicht.
Geschichten sind Lagerfeuer. Geschichten sind „Hey, ich muss dir unbedingt etwas erzählen.“ Geschichten sind ansteckend. Geschichten werden weitergereicht wie heiße, fettige Pfannkuchen: „Die musst du probieren!“ Geschichten sind lecker. Geschichten sind „Da sieht mich jemand.“
Hanak-Lettner, W. (2011) Die Ausstellung als Drama. Wie das Museum aus dem Theater entstand. Bielefeld: transcript.